Sind wir auf fremden Straßen unterwegs, bietet ein Navigationsgerät gute Dienste. Doch hin und wieder erfolgt die Durchsage: “Bitte umkehren.” Manchmal benötigen wir diesen Hinweise nicht nur im Straßenverkehr, sondern im Alltag. Wie können wir als Religionslehrkräfte unseren Schüler*innen Orientierung und Sinn in dieser digitalen Welt vermitteln? Wie können wir ihnen die Bedeutung von Umkehr näher bringen?

Die Bibel ist voll von Geschichten, die uns die Bedeutung und die Folgen von Umkehr vor Augen führen. Ein bekanntes Beispiel ist die Geschichte vom verlorenen Sohn, die Jesus in Lukas 15,11-32 erzählt. Der jüngere Sohn verlässt seinen Vater, verschwendet sein Erbe und landet in Armut und Elend. Erst als er seine Schuld einsieht und beschließt, zu seinem Vater zurückzukehren, erfährt er dessen Freude und Vergebung. Der ältere Sohn hingegen, der immer treu geblieben ist, ist voller Neid und Verbitterung. Er versteht nicht, warum sein Vater seinem Bruder so gnädig ist. Er braucht ebenfalls eine Umkehr, um die Liebe seines Vaters anzunehmen.

Die Geschichte vom verlorenen Sohn zeigt uns, dass Umkehr nicht nur eine einmalige Entscheidung ist, sondern ein lebenslanger Prozess. Wir alle brauchen immer wieder Umkehr, um unsere Beziehung zu Gott und zu unseren Mitmenschen zu erneuern. Umkehr ist eine Herausforderung, aber auch eine Chance, zu wachsen und zu reifen.

Frere Benoît, einer der Brüder von Taizé, erzählte während einer Bibeleinführung die Christine, seinem Navigationsgerät, die wie Gott sei. Die Jugendlichen schauten skeptisch. Dann erzählte er ihre Geschichte: Als Bruder fahre er selten mit dem Auto, doch wenn sich die Gelegenheit biete, begleite Christine ihn. Und wenn sie so auf der Autobahn unterwegs seien, schlage Christine im regelmäßig vor: “Du musst hier abbiegen.”, doch er wisse es besser und bleibe auf der Autobahn. Und die nächste Abfahrt käme und Christine würde wieder sagen: “Kehre um!” und er führe weiter. Erst kurz vor Paris musste er dann einsehen, dass Christine die ganze Recht hatte und er nahm die Abfahrt. Doch anstatt ihn vorwurfsvoll zu fragen: “Warum hast du nicht auf mich gehört und bist vorher abgebogen” oder gar beleidigt zu sein und ihm keine weiteren Hinweise mehr zu geben, bliebe sie stets freundlich, ohne nachtragend zu sein und bietet weitere Möglichkeiten an, abzubiegen und den richtigen Weg zu nehmen – eben genau wie Gott.

Umkehr in einer digitalen Gesellschaft bedeutet, bewusst und kritisch mit den digitalen Medien umzugehen. Umkehr bedeutet, zu reflektieren, wie wir die digitalen Medien nutzen, und welche Auswirkungen sie auf uns und unsere Umwelt haben. Umkehr bedeutet, zu prüfen, ob wir die digitalen Medien als Werkzeuge oder als Götzen behandeln. Umkehr bedeutet, zu entscheiden, wann wir online und wann wir offline sein wollen. Umkehr bedeutet, zu erkennen, was uns wirklich wichtig ist, und was uns von Gott und von unserem wahren Selbst ablenkt.

Die Digitalisierung ist eine Herausforderung, aber auch eine Chance für die Umkehr. Wir als Religionslehrkräfte können unseren Schülerinnen und Schülern helfen, diese Herausforderung anzunehmen und diese Chance zu ergreifen. Wir können ihnen beibringen, wie sie die digitalen Medien verantwortungsvoll und sinnvoll nutzen können. Wir können ihnen zeigen, wie sie die digitalen Medien für ihr Glaubensleben einsetzen können. Wir können ihnen täglich vorleben, wie wir selbst Umkehr in einer digitalen Gesellschaft praktizieren. Wir können ihnen die Botschaft vermitteln, dass Gott uns liebt, uns vergibt und stets den richtige Weg weist, egal ob wir online oder offline sind.

verfasst von Simone.
Bild: midjourney.com, prompted by FrauEmmen

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