Heute ein authentischer und persönlicher Erfahrungsbericht, wie ich zu einer meiner Lieblings-Bibel-Arbeitsmethoden kam. Ausnahmsweise auch ein bisschen länger:

Vor einiger Zeit bin ich auf Twitter (wo sonst) beim englischen Kanal ditchthattextbook über „BlackoutPoetry“ gestolpert: ein Text wird so geschwärzt, bis er auf essentielle Begriffe kondensiert ist – oder sogar eine ganz neue Bedeutung herausgearbeitet wird. Natürlich kann man dazu nicht nur Gedichte nehmen, auch Geschichten und Bibeltexte lassen sich so bearbeiten – der „Poesie“-Begriff darf weit gefasst werden.

Die Idee gefiel mir gut, doch vor der Umsetzung scheute ich mich: Damit der Effekt wirklich deutlich wird, muss mit Edding geschwärzt werden, ein bisschen durchstreichen mit Kugelschreiber reicht (meist) nicht. Doch bin ich schon froh, wenn gerade die Schüler*innen der höheren Klassen einen Kugelschreiber dabei haben, von einem Edding mit breiter Spitze ganz zu schweigen. Allerdings verzeiht der Edding keine Fehler – einmal geschwärzt, ist das Wort weg (wobei das auch eine spannende Erfahrung sein könnte), aber das Ausprobieren der unterschiedlichen Wirkungen hat ja auch seinen Reiz. Long Story short: es war mir zu viel Arbeit.

So.

In der Zwischenzeit habe ich zwar ein bisschen dazu (und generell zum Thema visuelle Poeme) recherchiert, kam aber nicht wirklich weiter. Bis der nächste Zufall mir vor die Füße fiel: In der Edumail von Nele Hirsch, auch als @eBildungslabor auf Twitter unterwegs und wirklich ein Quell kreativer und praxisnaher Ideen, stellte sie das Tool vor, auf das ich gewartet hatte: https://versteckteverse.glitch.me

Und es ist wie alle ihre Angebote unglaublich intuitiv und effektiv: Man kopiert seinen Text rein und schon geht das Streichen bzw. das Erhalten los: Man markiert die Worte, die stehen bleiben sollen, und anschließend geht anschließend auf „übermalen“. Fertig. Das Ergebnis lässt sich als .jpg anzeigen und lokal speichern.

Das Beispiel ist im Übrigen von mir – ich bin offensichtlich kein Quell der Kreativität. Und dennoch liefert das Ergebnis schon Möglichkeiten, um sich darüber zu unterhalten.

Mit diesem Tooltipp in der Hinterhand versuchte ich es im Unterricht und was soll ich sagen: Meine Befürchtungen waren umsonst. Sowohl auf Papier als auch digital sprudelten die Ideen und die Schüler*innen fanden eigene Wege, die Aufgabe zu lösen. Besonders beeindruckten mich mediale Verknüpfungen, auf die ich selbst nie gekommen wäre. So wurden Ergebnisse aus den versteckten Versen in GoodNotes importiert und dort weiter bearbeitet, seht selbst:

Manche baten aber auch um eine gedruckte Vorlage, damit sie mit ihren Lieblingsstiften bzw. Ölkreiden malen konnten. Wie so oft kann ich nur appellieren: Seid offen! Öffnet die Arbeitsaufträge und übertragt den Schüler*innen die Verantwortung für ihre Lernwege und Lernprodukte. Oft haben sie ganz andere Ideen und Ansätze, die zu unglaublichen Ergebnisse führen können. Traut euch und euren Schüler*innen.

Ausprobiert und vorgestellt von Simone

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