Die Gründe, in die Fremde zu gehen, sind vielfältig: freiwillig, weil man nach dem Referendariat eine Stelle in einer anderen Stadt antritt; unfreiwillig, auf der Flucht vor Krieg und Zerstörung; unabsichtlich, plötzlich fühlt man sich fremd in der eigenen Haut oder dem gewohnten Freundeskreis; bewusst, um neue Bekanntschaften zu machen.

Denn positiv formuliert, steckt in der Fremde auch immer das Neue: die neue Arbeitsstelle, die neuen Mitbürger, die neue Heimat – auch wenn die Zukunft manchmal ungewiss scheint und Ängste sich breit machen. Durch den Propheten Jeremia wird jedoch gerade in solchen Moment Zuspruch verkündet: „Denn ich, ich kenne die Gedanken, die ich für euch denke – Spruch des HERRN -, Gedanken des Heils und nicht des Unheils; denn ich will euch eine Zukunft und eine Hoffnung geben. Ihr werdet mich anrufen, ihr werdet kommen und zu mir beten und ich werde euch erhören. Ihr werdet mich suchen und ihr werdet mich finden, wenn ihr nach mir fragt von ganzem Herzen. Und ich lasse mich von euch finden (…)“ (Jer 29, 11-14).

Neben dieser Zuversicht dürfen wir auf eine weitere Eigenschaft bauen: Die Gastfreundschaft. Im Zuge von „Flüchtlingskrisen“ und „Migrationswellen“ dürfen gerade wir als Christen unseren Auftrag der Nächstenliebe, der auf – bzw. gerade die Fremden umfasst, nicht vergessen. Denn die Grunderfahrung Fremdheit drückt sich bereits im 2. Buch Mose, Kapitel 33f aus: „Wenn bei dir ein Fremder in eurem Land lebt, sollt ihr ihn nicht unterdrücken. Der Fremde, der sich bei euch aufhält, soll euch wie ein Einheimischer gelten und du sollst ihn lieben wie dich selbst; denn ihr seid selbst Fremde in Ägypten gewesen.“ Erinnern wir uns daran, wenn uns der Fremde begegnet und hoffen wir darauf, wenn wir (in) der Fremde sind.


Ebenfalls fremd ist und bleibt uns Gott. Das erklärt in einem Interview mit dem Domradio Werner Kleine, Pastoral- und Glaubensreferent der katholischen Citykirche Wuppertal: „Beim Propheten Jesaja heißt es: ‚Eure Gedanken sind nicht meine Gedanken und Eure Worte sind nicht meine Worte.‘ Gott ist und bleibt der komplett und vollständig Andere. Er wird uns immer fremd bleiben.“

Gedanken von Simone
Inspiriert von Dyrck Meyer, Dekanatsreferent, Dekanat Bitburg